Ausstellung vom 10. März bis 28. April 2022
Winfried Keusch (1934 – 2006) – Zeigen und Verbergen
Ein Versuch, Rätselhaftes zu entschlüsseln
In Ausstellungen erwartet man zu erkennen, was Bilder oder Plastiken darstellen. Für den arglosen Betrachter der Zeichnung von Antoine de Saint-Exupéry im „Der kleine Prinz“ ist dann z.B. rasch klar, dass ein simpler Umriss einen Hut zeigt; der gewieftere aber sieht eine Riesenboa, die einen Elefanten verschluckt hat. Für ihn kann scheinbar Offensichtliches in der Welt der Erscheinungen ein Vehikel für etwas Verborgenes sein. – Auch in den Werken von Winfried Keusch geht es weniger um das leicht Erkennbare, obwohl da eine Hand oder dort eine Blume dem Betrachter wichtige Anhaltspunkte liefert. Vielmehr stellt sich beim insgesamt Rätselhaften die Frage, was die Bilder als Ganzes eigentlich darstellen. Falls sie wie die Zeichnung von Antoine de Saint-Exupéry in ähnlicher Weise mehrschichtig sind, kann bei ihrer Entschlüsselung die Annahme helfen, dass mit jedem Zeigen komplementär auch ein Verbergen verbunden ist.
Beim Dekodieren des Zusammenspiels von Zeigen und Verbergen erschliessen sich tatsächlich interessante Aspekte des Werks von Winfried Keusch: Ähnliche Bilder lassen sich als Gruppen unter einem Titel zusammenfassen; in diesen Serien wird dann deutlich, was der Künstler immer wieder darstellt, aber ebenso, was er dabei systematisch auslässt. Der Name für dieses Verborgene ist als ein möglicher Hinweis auf das zu verstehen, was Keusch beschäftigt.
Wenn die Betrachter wie Schlüssellochgucker den unwiderstehlichen Reiz des Verborgenen spüren und als Fragende wissen möchte, auf welche Weise Winfried Keusch Camouflagen erreicht, hat sich für sie der Besuch der Ausstellung und eine Annäherung an dieses Werk gelohnt. (MLK, 2022)
Info
Das Psychiatrie-Museum inside / outside und der kulturpunkt befinden sich im Erdgeschoss-Westflügel des PROGR Bern (West Raum 009) an der Speichergasse 4, 3011 Bern