Von Tieren umgeben sind Menschen

PSYCHIATRIE-MUSEUM BERN

„Von Tieren umgeben sind Menschen“

11. März 2005 – 28. Februar 2006

Leitidee

Es gibt schon eine Tradition, die das gestalterische Werk von psychisch Kranken als Aussenseiterkunst und Art Brut aufs Podest hebt. Dieser Ansatz zeugt einerseits vom Willen, den ästhetischen Wert eines Bildes oder Objekts ohne Ansehen seiner Herkunft anzuerkennen. Er ist andererseits aber auch getragen von der Furcht, ein Talent könnte übersehen werden, weil sein Besitzer weggesperrt ist, und ebenso vom eigenen starken Bedürfnis, an etwas Grossem und Bedeutendem teilzuhaben.

Die hier präsentierte Ausstellung wählt einen anderen Ausgangspunkt. Sie will nicht Ästhetik – und sei es auch eine des Hässlichen – zelebrieren. Im Zentrum steht nicht das künstlerische Produkt. Es  geht uns vielmehr um die Frage, was die Bildner beschäftigt  und sie dazu bewegt, dies gestalterisch zu äussern. Um mögliche Antworten anhand der gegebenen Werke zu finden, betrachten wir sie  – mit Jean Dubuffet – als ein Mittel der Erkenntnis und der Verständigung des Bildners. Die in ihnen enthaltene Mitteilung suchen wir durch vergleichendes Schauen zu erfassen. Wir betrachten daher Bilder nicht einzeln und losgelöst von allen anderen, sondern fassen sie zu Gruppen mit ähnlichen Motiven zusammen. Anhand der erkennbaren Differenz, die sie untereinander, aber auch zu Gruppen von Bildern mit anderen Schwerpunkten aufweisen, glauben wir, Einsicht in Aspekte unseres eigenen Daseins und das der Bildner gewinnen zu können.

Zur Ausstellung

„Von Tieren umgeben sind Menschen“ auf die vielfältigste Weise. Unsere tierische Abkunft, aber auch unsere tatsächlichen und fantasierten Begegnungen mit Tieren prägen uns und hinterlassen Spuren. Unser Verhältnis zu Tieren ist selten leidenschaftslos und objektiv, auch wenn wir uns – wie Wissenschaftler – darum bemühen. Im Wesentlichen scheint es bestimmt von unseren Wünschen und von Ängsten, die unausgesprochen bleiben und sich der Reflexion gern entziehen. Da erweist sich die gestalterische Auseinandersetzung als ein überaus tauglicher Weg, zumindest ansatzweise eine gewisse Klärung zu bringen.

Die gezeigten Bilder und Objekte zeugen von einer übergreifenden – um nicht zu sagen: universellen – Gültigkeit dieser Beweggründe. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass die Thematik der neueren Bilder denen der alten Bilder aus der Sammlung Morgenthaler weit gehend entspricht. Die neuen Blätter lassen zwar erkennen, dass es für die heutigen Bildner leichter ist, einer gestalterischen Tätigkeit nachzugehen. Es fehlt nicht an grossformatigem Papier, der Bleistift hat das Feld fast ganz den Farben überlassen und neue Techniken werden angewandt. Die Bezüge und Stellungnahmen, die von den Bildnern entwickelt und formuliert werden, sind in den alten Blättern jedoch ebenso umfassend wie in den neuen, und alle geben sie letztlich dem Bedürfnis Ausdruck, den aufrechten Gang zu bewahren.

Katalog zur Ausstellung

Für diese Ausstellung wurde ein Katalog erstellt, der alle ausgestellten Bilder und Objekte enthält. Der Katalog kann im Museum bezogen werden (Preis Fr. 25.00) oder unter folgender e-mail Adresse bestellt werden:

Stiftung Psychiatrie-Museum Bern

Ausstellungskonzept:
Werner Jutzeler & Marie-Louise Käsermann

Mitarbeiter:
Andreas Altorfer, Werner Jutzeler, Marie-Louise Käsermann, Heinz Feldmann, Stefan Feldmann, Margrit Feldmann, Otto Frick, Philipp Saxer & Kurt Hohl

© Stiftung Psychiatrie-Museum Bern